Fanzone im Denkmal

Veröffentlicht: 7. September 2023 von haeppi in Das wird man ja wohl noch..., Denkmalschutz, Gedanken, Köln, Klimawandel, Politik, Umwelt

Die Bezirksvertretung Innenstadt hat in ihrer Sitzung vom 25.05.2023 unter TOP 5.2.3 dem
gemeinsamen Antrag von Grüne, SPD, Die Linke, Klimafreunde und Die Partei
(AN/0856/2023) einstimmig bei Enthaltung der FDP zugestimmt:

Beschluss:
In der Sitzung vom 09.03.2023 stellte die Verwaltung der Bezirksvertretung Innenstadt
das Konzept zur Fußball-EM 2024 vor. Dieses sieht neben Stationen in der Altstadt
und im Tanzbrunnen auch die Nutzung des Rheinparks als Fan Zone vor. Aufgrund
des unschätzbaren landschaftsarchitektonischen und ökologischen Wertes des Tanzbrunnens lehnt die Bezirksvertretung Innenstadt eine Nutzung des Rheinpark-Geländes im Rahmen der Planungen zur Fußball-EM 2024 ab. Sie bittet die Oberbürgermeisterin, die entsprechenden Planungen der Verwaltung unverzüglich zu stoppen und den Rat der Stadt Köln, dies durch einen entsprechenden Beschluss zu unterstützen.

Bereits jetzt, nach nur dreieinhalb Monate steht diese Anregung auf der Tagesordnung der heutigen Ratssitzung. Die Sitzung des Rates am 15.06., wie es die Geschäftsordnung eigentlich vorsieht, war wohl zu kurzfristig dafür, dass die Verwaltung den folgenden Beschlussvorschlag nebst Alternative machte: 

Beschluss:
Der Rat nimmt die Anregung der Bezirksvertretung Innenstadt aus ihrer Sitzung am
25.05.2023, TOP 5.2.3 (Anlage 1) zur Kenntnis.
Alternative:
Der Rat nimmt die Anregung der Bezirksvertretung Innenstadt aus ihrer Sitzung am
25.05.2023, TOP 5.2.3 (Anlage 1) zur Kenntnis, verweist die Angelegenheit zur Beratung in den Sportausschuss sowie den Ausschuss Klima, Umwelt und Grün und bittet die Verwaltung um Stellungnahme.

Sowohl im Auszug aus der Niederschrift der Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt vom 25.05.2023 als auch in der Presse lassen sich bereits etliche Argumente nachlesen. Aber ich mach mir da gerade so meine ganz eigenen Gedanken.

Schutz soll etwas sein, was jemandem oder einer Sache Sicherheit und Geborgenheit vor einer Gefahr gibt.

Schutz soll eine Bewahrung vor einer Gefahr, vor etwas Bedrohlichem oder Unangenehmem sein.

Das gilt überall, nur nicht in Köln.

Egal

– ob es Gebäude sind, die unter Denkmalschutz stehen und wie das Zeughaus oder die Hallen Kalk verfallen gelassen werden.

– ob es Landschaftsschutzgebiete sind, die in der Stellungnahme zum Regionalplan locker mit Siedlungsfläche überplant werden oder

– ob es geschützte Grünflächen sind, wie die Uniwiese im Inneren Grüngürtel, den Wiesen im äußeren Grüngürtel oder jetzt der seit 1989 denkmalgeschützte Rheinpark sind.

Ein Rheinpark von dem KölnTourismus sagt, dass es Deutschlands schönster Park sei.

Die ganzen Unterschutzstellungen nutzen nichts, wenn man sie ignoriert oder aufhebt, wenn sie einem nicht mehr zusagen oder den Kommerz behindern.

Das lässt auf eine etwas seltsame Einstellung der Verwaltung zum Thema Schutz schließen. Aber auch wie die Stadt mal wieder versucht etwas zu organisieren für das sie sich gemeldet hat ohne zu wissen, wie sie es machen soll.

Bei einer Ausschreibung am lautesten „Hier“ zu rufen, ohne realistischen Umsetzungsplan, das ist typisch Köln. Das war auch schon bei der Schnapsidee für olympische Spiele so.

Dann bekommt Köln den Zuschlag und beginnt mit viel Flickschusterei die Orga irgendwie hinzubekommen. Da hat man die fantastische Idee, die Fans auf die rechte Rheinseite zu lotsen und sucht sich dann den Tanzbrunnen aus, der viel zu klein ist. Darum will man jetzt aus der Not in die man sich selbst brachte, auf den geschützten Rheinpark ausweichen.

Dabei könnte alles was im Tanzbrunnen und im Jugendpark geplant ist, auf der der Deutzer Werft und den Poller Wiesen stattfinden und dort wäre dann auch der Platz für die in den Rheinpark gequetschte Fanzone.

Aber warum sollten wir Lösungen vorschlagen für Probleme, die wir nicht verursacht haben für eine Organisation, wie die UEFA, die so profitorientiert ist, dass sie nicht mal ein Taschengeld für die örtlichen Helferinnen ausgibt und in Teilen nachgewiesen korrupt ist?

Und wenn die Stadt beweisen will, dass das »Herz des Fußballs hier bei uns im Rheinland schlägt[1]« entgegne ich Ihnen „Links kickt besser[2] “, denn „Der rechte Fußball denkt an Gewinnmaximierung, der linke an die Vermittlung von Lebensfreude[3].

Solange diese Lebensfreude nur im Rahmen von Kommerzveranstaltungen geheuchelt wird, lehnen wir den Missbrauch unserer Grünflächen ab und unterstützen die Anregung der Bezirksvertretung Innenstadt.

[1] Zitat Oberbürgermeisterin Henriette Reker:anlässlich des Zuschlags für 5 EM-Spiele

[2] Titel eines kritischen Buchs, dass nominiert ist als Fußballbuch des Jahres

[3] Cesar Louis Menotti argentinischer Fußballspieler und -trainer

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